Die Absinthtrinkerin
Man gibt etwas Zucker auf einen Löffel, beträufelt ihn dann mit einer grünen Flüssigkeit, zündet den Zucker an, der dann schmelzend in ein Glas tröpfelt. Daraufhin wird das Glas mit Eiswasser aufgefüllt. Dieses Zubereitungsritual eines Absinths konnte im 19. Jahrundert in vielen Bars beobachtet werden, bis das Getränk schließlich verboten wurde. Warum, lesen Sie hier.
 

Edgar Degas: Au café, dit l´Absinthe
Im Musée d´Orsay in Paris ist die "Absinthtrinkerin" (Au café, dit l´Absinthe) von Edgar Degas zu sehen. Der versunkene, weltentrückte Ausdruck der Frau ist auf die Inhaltsstoffe des Absinths, der vor ihr auf dem Tisch steht, zurückzuführen.
Absinth ist ein Branntwein, der aus Wermutöl, Alkohol und Anis hergestellt worden ist. Er wurde im 19. Jahrhundert gerne getrunken, weil er den Ruf hatte, ungewöhnliche Wahrnehmungen und Halluzinationen auszulösen. Tatsächlich jedoch enthält Absinth ein thujonhaltiges ätherisches Öl, das bei stärkerem, regelmäßigem Genuss das zentrale Nervensystem schädigt. Beginnend mit Halluzinationen, mentalen Beeinträchtigungen und Lähmungen, kommt es schließlich zu irreversiblen Hirnschäden.

Bekanntestes Opfer des Absinths scheint übrigens Vincent van Gogh zu sein. In Künstlerkreisen war das Getränk z.T. sehr beliebt, weil es in dem Ruf stand, zu neuen Ideen zu führen. Es wird gesagt, dass Vincent van Gogh sich den Wirkungen des Absinths ergeben haben soll. Seine späteren Verwirrungen und der anschließende Selbstmord werden oft dem Absinth zugeschrieben.

Das Ende der Erfolgsgeschichte der grünen Fee wurde 1905 durch den "Absinth-Mord" eingeläutet.
Bleibt die Frage, ob alkoholische Getränke auf Wermutbasis heute auch noch gefährlich sind. Die Antwort ist "Nein", zumindest was das Thujon angeht. Heute dürfen für Wermutgetränke nämlich keine alkoholischen Extrakte mehr benutzt werden, da der Alkohol den Giftstoff mit herauslöst. Deshalb werden die Extrakte heute mittels Wasserdampfdestillation gewonnen. Auch Kräutertees aus der Wermutpflanze sind unbedenklich, da das in den Blättern enthaltene Thujon sich nicht in Wasser löst.