Marktszene
Dass Essen und Erotik dicht beieinanderliegen, wird durch das Bild von Pieter Aertsen deutlich, das eine Marktszene darstellt. Ganz nebenbei wird hier auch die Bedeutung des umgangssprachlichen Wortes "Vögeln" erklärt.



 


In der zentral postierten Darstellung des Mannes, der sich der Marktfrau mit einem Vogel nähert, wird ein altes Bild aufgegriffen, dass eindeutige Avancen darstellt und sich in unser heutigen Umgangssprache noch im Begriff "vögeln" erhalten hat. Die starre Haltung der Frau verrät allerdings, dass sie nicht gewillt ist, auf die Angebote des Mannes zu reagieren. Diese ablehnende Haltung wird auch noch durch das Symbol des Fisches in diesem Bild unterstrichen.



 
Der Fisch, den die Frau in der Hand hält, ist ein Zeichen der Christlichkeit, Reinheit und Demut. Die Marktfrau hält ihn wohl nicht unbedingt in der Hand, um ihn anzupreisen, sondern eher als Zeichen der Ablehnung gegen die Absichten des sich ihr nähernden Mannes. Der Fisch mahnt zu einem moralischen, gottgefälligen Leben. Die Frau scheint es also für nötig zu befinden, den Mann "in seine Schranken zu weisen". Dies wird klar, wenn man sich anschaut, mit welchem Symbol er sich ihr nähert.


Sehr gut zu den sexuellen Anspielungen des Bildes passt auch die Darstellung der Kohlköfe, die (mit ein wenig Fantasie) zwei Brüsten ähneln. Der Griff der Marktfrau nach ihnen wirkt wie ein versteckter Hinweis an die in der Bildmitte dargestellte Frau, sich nicht den eindeutigen Absichten des Mannes hinzugeben, könnte aber auch andeuten, er möge es doch lieber bei ihr probieren.


Dieser Mann präsentiert hier nicht nur einfach ein paar Hühnereier. Eier galten in der Malerei des 16. Jahrhunderts als Symbol für Fruchtbarkeit. Die Art und Weise, wie der Mann die Eier darbietet, unterstützt den Eindruck, dass er vielmehr seine "Manneskraft" anpreist.