Die Gabel hatte es schwer! (2)
Die Tischsitten entwickelten seit dem 11. Jahrhundert zwar einen gewissen Standard. Die Gabel konnte sich aber nur sehr langsam durchsetzen. Aus heutiger Sicht kaum verständlich.
Das Werkzeug des Teufels
Die Gabel wurde im Mittelalter vor allem wegen ihres Aussehens abgelehnt. Man glaubte wegen Ihres Aussehens, dass sie ein Werkzeug des Teufels sei. Noch Mitte des 14. Jahrrunderts besaß man am Hofe des französischen Königs, der auf Prunk besonders viel Wert legte, nicht mehr als 12 Gabeln. Sogar im Barock wurde noch heiß darüber diskutiert, ob die Gabel bei Tisch gebraucht werden solle oder nicht. Zwar gab es schon zu Zeiten Homers Gabeln, aber verbreitet hat sich das Essgerät erst im 16/17. Jahrhundert. Die Venizianer waren die ersten, die sich mit dem neuen Gerät anfreundeten. Sie benutzten die Gabel beim Essen von Brombeeren, Heidelbeeren oder Kirschen, weil sie sich die Finger nicht verfärben wollten. Vielleicht erinnerte sie die Farbe zu sehr an Blut. Auch sehr verbreitet damals war die Konfektgabel, die ebenfalls den direkten Kontakt mit dem klebrigen Süßigkeiten verhindern sollte. In allen Ländern wurde die Gabel zuerst bei Hofe eingeführt, aber auch dort gab es, trotz aller Bildung un Welterfahrung, in der Regel Schwierigkeiten. Noch Ludwig der XIV weigerte sich strikt, mit einer Gabel zu essen und verbot dies auch dem Herzog von Burgund.
Schmeckt das Essen, wenn man eine Gabel benutzt?
Hatte man vormals Angst vor der Gabel, so macht man sich im 16/17. Jahrhundert vermehrt lustig über sie. Auch konnte man sich nicht vorstellen, dass das Essen mit der Gabel schmecken solle.
Trotz aller Spötterei setzte sich die Gabel durch. Zunächst akzeptierte man sie als Fleischgabel, später dann auch als Teil des Besteckes. Im 19. Jahrhundert schließlich war es auf dem Lande üblich nicht nur sein Messer, sondern auch eine Gabel als Besteck dabei zu haben.

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