Die Geschichte des Kochbuchs: "Das erste Kochbuch" (1)
Heute überschwemmen Kochbücher in scheinbar unendlicher Vielfalt den Markt. Nachdem die deutsche Küche schon zur Genüge abgehandelt worden ist, ist man inzwischen auch mit beinahe allen exotischen Küchen "durch". Vielleicht geht die Entwicklung ja wieder zurück zu den Wurzeln. Aber wie war das noch gleich, mit den Anfängen des Kochbuchs?
Wann tatsächlich das erste Kochbuch geschrieben wurde, lässt sich heute nicht mehr mit Bestimmtheit sagen. Wahrscheinlch war es Archestratus, dessen Buch aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. allerdings verschollen ist. Erhalten dagegen ist die antike Rezeptsammlung von Marcus Gavius Apicus aus dem 1. Jhd. v. Chr. Die "Kochkunst in 10 Bänden" (De re coquinaria libri decem) war für seine Zeit maßgebend.
Kochbuch-boom im 15. Jahrhundert
In den erste Jahrhunderten nach Christus ist über Kochbücher zunächst nicht mehr viel zu erfahren. Dies liegt wahrscheinlich daran, dass die Rezepte in der Regel einfach per Erzählung weitergegeben wurden. Erst im 14. und 15. Jahrhundert nimmt man schließlich das Verfassen von Kochanleitungen wieder auf. Was war geschehen?
In der Zeit des 12. und 13. Jahrhundert entwickelte sich am Hofe eine gewisse Esskultur, die damit einherging, erste Tischsitten zu postulieren (s. auch: Erste Tischsitten, oder "Wann hörte der Totschag bei Tisch auf?"). In der Folge entstanden Regeln für das kunstgerechte Tranchieren, die Gabel fand ihren Einzug auf die Tafel und schließlich entwickelte sich so etwas wie die "Lehre der richtigen bürgerlichen Lebensführung", die stark mit der Kochkunst und Tischkultur verknüpft war. Ein wichtiges Kochbuch aus dieser Zeit, das auch mitunter als das erste gedruckte Kochbuch bezeichnet wird, ist das 1474 in Italien von Bartolomeo Platina verfasste "De honesa voluptate". 1542 wurde es auch in die deutsche Sprache übersetzt und hieß: "Von der Eehrlichen zimlichen auch erlaubten Wolust des Leibs". Die Kochbücher dieser Zeit haben mit den heutigen Rezeptsammlungen wenig zu tun, allerdings mit der relativ neuen Gattung der gesundheitsbezogenen Kochbücher schon mehr: Platinas Buch enthielt z.b. eine umfassende Lehre von der richtigen Lebensführung, die das Ziel verfolgte, über eine gesunde Ernährung das Wohlbefinden postiv zu beeinflussen.
Warum keine Mengenangaben?
Die Kochbücher des 15. Jahrhunderts waren nicht für das gemeine Volk geschrieben. Sie wandten sich vielmehr an die Köche, die im Dienste eines Herren oder eines "Reichen" standen. So stößt man in den Büchern auf Formulierungen wie "bring dem Herrn" oder "gib dem Herrn". Auch das Fehlen jeglicher Mengenangaben in vielen Kochbüchern deutet darauf hin: Die Aufgabe des Kochs wurde kreativ und experimentell begriffen. Er sollte sich nicht zu sehr an starre Rezepuren halten.
17. Jahrhundert: Kochbücher für "Schauessen"
Im 17. Jahrhundert warf man schließlich den "gesundheitlichen Ballast" der Kochbücher "über Bord" und stellte nun den Genuss der Speisen und die repräsentativen Zwecke die die Essen bei Hof hatten in den Vordergrund. So findet man in diesen Kochbüchern Rezepturen, in denen Bären, Pfauen, Kraniche und Adler zubereitet werden sollten.

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